von Tim Schmelcher

Informationen statt Datenberge

Was viele Anwender im kleinen Umfang von ihrer eigenen Computerfestplatte kennen, hat in der Wirtschaft längt gigantische Ausmaße erreicht. Datenberge wachsen heute so rasant, dass dabei schnell der Überblick über die darin enthaltenen Informationen verloren geht.

„Was nun?“, fragen sich Experten der ITK-Branche. Während sie fieberhaft nach neuen Lösungen suchen und Auswege aus dem Datengau propagieren, zeigen die meisten Deutschen diesem Problem (noch) die kalte Schulter: „Was geht mich das an?“, lautet die hierzulande vorherrschende Meinung. Doch angesichts der zunehmenden Digitalisierung stehen neben der Wirtschaft längst auch Bereiche wie Gesundheitswesen, Verkehr oder Energie vor den riesigen Datenbergen. Für viele Unternehmen und Institutionen ist es bislang noch nicht möglich, daraus wertvolle Informationen zu extrahieren oder sogar Informationen sinnvoll zu verknüpfen.
   
Technologien wie Big Data können durchaus dabei helfen, diesen Wust lichten und die Daten nutzbar zu machen. Bei den meisten Deutschen sind diese Möglichkeiten allerdings überhaupt nicht bekannt, zeigt eine aktuelle Bitkom-Umfrage. Außerdem glaubt nur jeder vierte Bundesbürger, dass er durch die Analyse großer Datenmengen einen persönlichen Vorteil hat. Paradox, denn immerhin 80 Prozent sind davon überzeugt, dass ihre persönlichen Daten ein wichtiges Wirtschaftsgut sind. Bislang überwiegt bei vielen jedoch die Angst, wie Michael Kleinemeier, Mitglied des Bitkom-Präsidiums, weiß:  „In den aktuellen Datenschutz-Diskussionen steht häufig die Angst vor der wirtschaftlichen Ausbeutung persönlicher Daten im Mittelpunkt. Über die gesellschaftlichen Möglichkeiten von Big-Data-Technologien spricht hingegen kaum jemand.“ Dabei liegen diese Möglichkeiten gerade in Bereichen wie der Medizin auf der Hand. So lassen sich beispielsweise durch die Auswertung von Tausenden von Studien und anonymisierten Patientenakten mit Hilfe von neuen Analyseverfahren detaillierte Erkenntnisse gewinnen, die dann zum Beispiel dazu beitragen könnten, die Heilungschancen bei Krebspatienten zu erhöhen.

Mit Hilfe von Big Data -  der Analyse großer, unterschiedlich strukturierter Datenmengen in hoher Geschwindigkeit - können bisher unbekannte Zusammenhänge erkannt werden. Das ist nicht nur in der Medizin ausgesprochen hilfreich, sondern auch in der Umweltforschung, beispielsweise für eine vorausschauende Planung zur Vermeidung von Hochwasserschäden. Selbst für die Regulierung des Straßenverkehrs ist Big Data sinnvoll, wie das Beispiel Stockholm zeigt. Dort werden entsprechende Technologien für die Steuerung des Verkehrs eingesetzt. Mit guten Ergebnissen auch für die Bürger: Durch die Echtzeit-Analyse von rund 250.000 anonymisierten Standortdaten von Verkehrsteilnehmern sowie Daten von unterschiedlichen Video- und Sensorsystemen konnte die individuelle Fahrzeit um bis zu 50 Prozent reduziert werden. Die Schadstoff-Emissionen gingen um immerhin 20 Prozent zurück.

In Deutschland ist das Bewusstsein für den Nutzen von Big Data zwar noch nicht in der Bevölkerung angekommen, bei vielen Unternehmen stehen entsprechende Projekte aber längst auf der Agenda. Das zeigt sich zum Beispiel daran, dass Big Data Spezialisten mittlerweile sehr gefragt sind. Laut einer aktuellen Analyse kassieren sie im Schnitt fünf Euro Stundenlohn mehr als ihre Kollegen. Viele Unternehmen extrahieren und nutzen nicht nur wertvolle Informationen aus ihrem eigenen Standort sondern tauschen und bewerten diese Informationen auch standortübergreifend. Die Nachfrage nach stabilen, schnellen und sicheren Infrastrukturen für den Datenverkehr ist daher untrennbar mit dem zu erwartenden Big Data Boom verbunden. Und das gilt für unternehmensinterne Projekte ebenso wie für Projekte mit allgemeinem, gesellschaftlichen Nutzen für jeden Bürger.

 

((Bildquelle: Gerd Altmann  / pixelio.de))

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