von Stefan Sayder

Happy Birthday!? - 20 Jahre GSM-Mobilfunk

Mal ehrlich: Können Sie sich noch an ihr erstes Handy erinnern? Wenn Sie nicht zur jüngsten Generation, den so genannten „Millennials“ gehören, dann war das erste Modell vermutlich doch recht schwer, es verfügte über eine ziemlich kleine, monochrome Anzeige und man konnte damit etwas wirklich tolles machen, nämlich ganz ohne Kabel telefonieren. Dabei gehe ich allerdings davon aus, dass Sie irgendwann in den Neunzigern Ihr erstes Mobiltelefon Ihr Eigen genannt haben.

Damit wir hier keine Geschichtsfälschung betreiben: Mobil telefonieren konnte man schon viel früher. Deutschlands erster Bundeskanzler Konrad Adenauer verfügte ab 1958 über eine Staatskarosse, in die ein Mobiltelefon eingebaut war. Allerdings kostete eine solche, rund 16 Kilo schwere Sende- und Empfangsanlage rund 15.000 Mark, was damals etwa dem Kaufpreis von drei VW Käfer entsprach. Doch davon nur am Rande. Springen wir nun also ins Jahr 1992, als in Deutschland das digitale Mobilfunkzeitalter begann.

34 Jahre nachdem Herr Adenauer das erste Mal mobil telefonierte, konnten sich nur wenige Menschen ein Mobiltelefon zulegen: Erstens gab es kaum Geräte – die Hersteller der ersten GSM-Generation hatten anfangs ziemliche Lieferschwierigkeiten. Zweitens war ein Mobiltelefon wirklich enorm teuer: Das 520 Gramm schwere Modell „Motorola International 3200“ – besser bekannt als „der Knochen“ - kostete 1992 je nach Kartenvertrag zwischen 5.000 und 8.000 Mark. Und die Gesprächsgebühren bei den beiden ersten Anbietern namens DeTeMobil und Mannesmann Mobilfunk - Namen sind Schall und Rauch - waren auch nicht gerade ohne: 80 Mark Grundgebühr pro Monat waren üblich, pro Gesprächseinheit wurde 1,67 Mark fällig.

Dennoch, die Erfolgsgeschichte kam ins Rollen: 1994 besaßen bereits eine Million Deutsche ein Mobiltelefon, Ende 1995 waren es schon zwei Millionen. In weiten Teilen der Bevölkerung galt man Mitte der Neunziger als schrecklicher Angeber, wenn man sich mit einem Mobiltelefon öffentlich blicken ließ. Nicht wenige Kneipen und Restaurants verboten die Mobilfunknutzung, was heute, wo das Smartphone omnipräsent ist, in Vergessenheit geraten ist. Innerhalb weniger Jahre wurden die Handys immer kleiner, leistungsfähiger, günstiger – und beliebter. Das 1996 zuerst nur in den USA erhältliche „Motorola Star TAC“ wog lediglich 88 Gramm und passte zusammengeklappt in jede Hosentasche. Ein so geringes Gewicht und eine so handliche Größe erreichen aktuelle Smartphones nicht.

Als hierzulande der GSM-Mobilfunk „aufgebohrt“ wurde, ließen sich das die Netzbetreiber eine Menge Geld kosten: Die Lizenzen für die neue UMTS-Technologie spülten dem deutschen Finanzminister im Jahr 2000 unerwartete Mehreinnahmen von 50,8 Milliarden Euro in die Kasse. Die immensen Investitionen brachten so manchen Carrier ins Wanken, zumal jahrelang niemandem so recht einleuchten wollte, wofür der UMTS-Mobilfunk eigentlich gut sein soll. Einen ersten Nachfrageschub erlebte die neue, auf dem GSM-Mobilfunk basierende Technik erst mit Notebook-Karten, die unterwegs einen Zugang zum Internet ermöglichten.

Ein neuer Massenmarkt, bei dem die UMTS-Technologie ihre Stärke erstmals voll ausspielen konnte, entstand erst ab 2007: Damals stellte das bis dahin in der Telekommunikationsbranche nicht aktive Unternehmen namens Apple das erste iPhone vor. Was seitdem geschah, kann man heute bereits als zweite Mobilfunk-Revolution bezeichnen. Der Schwerpunkt der mobilen Nutzung hat sich seitdem massiv von der Sprachtelefonie hin zur Datennutzung verschoben. Natürlich telefonieren wir alle auch weiterhin unterwegs. Aber Mobiltelefone, die uns die neuesten Nachrichten übermitteln, uns anzeigen, wann die nächste U-Bahn kommt oder uns in Sekunden eine Überweisung vom Girokonto ermöglichen, die hat es in diesem Ausmaß vor dem ersten iPhone nicht gegeben.

Seit vor 20 Jahren mit dem Start des GSM-Mobilfunks das digitale Zeitalter seinen Lauf nahm, hat sich die Technik rasant weiterentwickelt. Und auch das Nutzerverhalten hat sich mit der immer größeren Leistungsvielfalt massiv verändert. Viele von uns müssen noch lernen, mit „always on“ umzugehen, denn jeder Mensch braucht auch einmal etwas Zeit „offline“. Allerdings beschert uns die Technik auch neue Chancen: Heute existieren bereits Unternehmen, deren Geschäftsmodell ohne Smartphone in dieser Form nicht funktionieren würde. Ein „Ende der Fahnenstange“ ist hier längst noch nicht absehbar – der Wandel geht weiter.

 

((Bildquelle: Rainer Sturm  / pixelio.de))

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