von Tim Schmelcher

EM 2012 - Der Ball muss ins Mobile

Aus dem Sommermärchen 2006 erwachte leider nicht nur die deutsche Fußballnational-Mannschaft jäh. Auch der Traum so mancher Handyhersteller platzte, das mobile Fernsehen aufs Handy zu bringen. Acht Jahre und einige Apps weiter, muss der Fußball-Fan auf kein EM-Spiel mehr verzichten. Vorausgesetzt, er befindet sich nicht gerade im Tal der Ahnungslosen.

Zwischen Public Viewing mit einer halben Million Fußball-Fans vor dem Brandenburger Tor und Private Wachting auf einer einsamen Berghütte liegen Welten. In Berlin ist der Bär los, während auf dem Gipfel nicht einmal eine Alpendohle die sagenhaften Tore von Gomez und Klose mit einem Krächzen quittiert kann. „Über allen Gipfeln ist Ruh“ heißt es in Goethes Wandrers Nachtlied. Daran hat sich bis heute fast nichts geändert. Das Hochgebirge ist ein Hort der Netzfreiheit: Kein Fernsehsignal, nahezu kein Mobilfunknetz und erst recht kein Festnetz- oder Kabelanschluss stört die Stille. „Strahlungsfreie Umgebung – garantiert handyfreie Zone“, so werben einigen Wohlfühlhütten für sich. Dann kann, muss man aber nicht gut finden.

Der wahre Fan verpasst natürlich kein einziges EM-Spiel und hat im Zeitalter (fast) grenzenloser ITK-Mobilität sämtliche Gerätschaften für diverse Empfangstechniken in der Hosentasche. Da wäre zunächst der DVB-T-Fersehstick, den man einfach ans Notebook oder Tablet anschließt.  Funktioniert im Stadtpark und Büro prima, in S-Bahn-Röhren und auf dem Land meist nur mit vielen Aussetzern und dort, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen, gar nicht. Das Tal der DVB-T-Ahnungslosen kann man übrigens auf der Webseite mit den ironischen Namen Ueberallfernsehen.de (www.ueberallfernsehen.de) finden. Bessere DVB-T-Sticks haben Wlan integriert, so dass der ZDF- oder ARD-Livestream per Internet empfangen werden kann. Wundern Sie sich aber nicht, wenn Sie schon Torschreie hören, während auf ihrem Notebook –Display Müller gerade erst noch aufs Tor der Dänen zustürmt. Das Internet-TV-Signal mit solchen Sticks ist eben etwas lahmer als Kabelfernsehen.

Alternativ lässt sich auch das Handy als Modem verwenden, das sich dann die Internetverbindung mit einem Notebook teilt. Doch Vorsicht: Das so genannte Tethering geht zu Lasten des Datenvolumens und kann die Kosten für mobile Datenverbindungen in die Höhe treiben, wenn der Fan nicht gerade eine Datenflat mit seinem Provider vereinbart hat.

Handy und Fahne in der einen, Notebook und Flasch-Bier in der anderen Hand, dazwischen ein Kabel  und dann auch noch die Tröte im Mundwinkel: So viel Connectivity-Infrastruktur rächt sich spätestens beim Versuch eines spontanen Torjubels und passt irgendwie auch nicht zu smarten Mobility-Lösungen für EM-Fans. Daher sind Apps für iPhone oder Android-Smartphones die erste Wahl für grenzenloses Fußball-Vergnügen. Wer nicht die Apps der Programmanbieter einzeln herunterladen möchte, kann sich beispielsweise beim Portal Zattoo (http://zattoo.com) eine einzige App holen, die mehr als 50 Fernsehsender vereint.

Apropos Apps: Die gab es 2006 zur Fußball-WM in Deutschland noch gar nicht. Dafür stellten damals Samsung und LG ihre Handy-TV-Modelle vor und einige Sender strahlten sogar in DVB-H aus, dem eigenen Standard für mobiles Fernsehen auf Handhelds. Durchgesetzt hat sich diese Technik ebenso wenig wie damals Deutschland gegen Italien.

 

((Bildquelle: Gerd Altmann / pixelio.de))

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